Platz 4 im Cross Country bei den Hobby-Weltmeisterschaften
Am vergangenen Wochenende fanden im österreichischen Saalbach-Hinterglemm die 12. World Games of Mountainbiking statt, die Weltmeisterschaft der Mountainbiker ohne Lizenz. In den Disziplinen Cross Country, Marathon, Downhill und Dual-Eliminator wurden die Hobby-Weltmeister ermittelt.
Der alpine Tourismusort Saalbach-Hinterglemm in den Kitzbüheler Alpen bietet nicht nur Skifahrern im Winter perfekte Möglichkeiten, sondern entwickelt sich in den Sommermonaten zunehmend zu einem Mountainbike-Hot-Spot, welcher mit allen nötigen Annehmlichkeiten und einem riesigen Wegenetz aufwartet.
Die WM-Teilnahme war für mich gleichzeitig die Wettkampfpremiere im Team Focus Bad Salzdetfurth Racing. Nachdem ich mein Racebike – das Focus Raven – erst am Tag vor dem Rennen eilig aufgebaut hatte, blieb mir nur wenig Zeit für ausgiebige Testfahrten. Ich war gespannt, wie ich mit dem Bike im Gelände zurechtkommen würde. Mein erster Eindruck war jedoch sehr positiv und bereits nach den ersten Runden auf der Rennstrecke war ich von den Qualitäten des Rahmens restlos überzeugt.
Das Cross Country Finale wurde bereits am frühen Freitagnachmittag ausgetragen. Leider fehlte ein detaillierter Zeitplan, wann welche Startklasse ins Rennen geht. Ich stand gründlich aufgewärmt und vorbereitet pünktlich um 13.00 Uhr im Startbereich als der Veranstalter beiläufig und ganz selbstverständlich mitteilte, dass zunächst die Damen und die Herren Masters starten, bevor – eineinhalb Stunden später – die Klasse Herren Expert (Jahrgang 1971 bis 1990) ins Rennen gehen wird. Die genauen Startzeiten sollten die Verantwortlichen zukünftig besser kommunizieren.
Als weiteres Ärgernis empfand ich auch die Startaufstellung. Zunächst wurden die platzierten Fahrer der letztjährigen WM einzeln aufgerufen, bevor der Startblock in der Reihenfolge der Anmeldung weiter aufgefüllt wurde! Da ich mich erst kurz vor der WM für einen Start entschieden habe, stand ich folglich am Ende des etwa 30-köpfigen Fahrerfeldes unter dem Startbogen. Nicht die beste Ausgangsbedingung für ein hitziges Cross Country Rennen.
Startschuss. Bereits in der ersten engen Rechtskehre fädelte ein Fahrer mit einer Pedale in die Streckenabsperrung ein, stürzte und brachte uns nachfolgende Fahrer schwer in Bedrängnis. Die Spitzengruppe konnte sich dadurch bereits 50 Meter weit absetzen. Jetzt musste ich mich mit großem Kraftaufwand schnell nach vorne arbeiten …
Der 2.2 Kilometer lange Rundkurs mit seinen 120 Höhenmetern war insgesamt achtmal zu umfahren. Das Profil war anspruchsvoll, um nicht zu sagen fies. Hinaus aus dem Ort führte ein steiler Asphaltweg der direkt in eine Bergweide überging. Dieser Wiesenanstieg war zwar etwas flacher, dafür war der Boden – infolge des Regens in der Nacht vor dem Rennen – tief und zog mir unbarmherzig die Kraft aus den Beinen. Ich denke jeder kennt das Gefühl an solchen Anstiegen, an denen der Rollwiderstand gegen unendlich zu streben scheint. Gekrönt wurde der Aufstieg von einer giftigen Schotterrampe, die abartig steil war, so dass vor meinen Augen Runde für Runde der Bildschirmschoner flimmerte.
Die Aufholjagt kostete viel Kraft. Nach zwei Umläufen lag ich dennoch aussichtsreich an vierter Position, die Spitze noch in Sichtweite. Meine Angriffslaune war aber infolge massiver Sauerstoffschuld und einem Übermaß an Laktat im Blut zunächst heftig gebremst. Runde drei und vier waren die Hölle. Lunge und Beine brannten erbarmungslos, über Pulswerte möchte ich gar nicht erst sprechen. In dieser Phase verlor ich meinen vierten Platz wieder und hatte große Mühe das angeschlagene Tempo mitzugehen.
Die Anforderungen an das fahrtechnische Können waren auf dieser Strecke eher gering, wenngleich eine ausgefahrene, tückische Waschbrettpassage viel Konzentration erforderte, um nicht unnötig Zeit zu verlieren oder gar zu stürzen. Nachdem ich endlich einen guten Rhythmus gefunden hatte, konnte ich in den letzten beiden Runden noch einmal deutlich Zeit auf die Fahrer vor mir aufholen. Vielleicht ging ja noch was. In Runde acht überholte ich wieder den Viertplatzierten und versuchte weiter auf den immer langsamer werdenden Dritten aufzuschließen. Doch der ließ auf den letzten Metern nichts mehr anbrennen, so dass ich nach mehr als einer Stunde Fahrzeit mit knapp drei Minuten Rückstand als undankbarer Vierter das Ziel in der Fußgängerzone von Hinterglemm erreichte. Zunächst riesige Enttäuschung. So knapp am Podium vorbei. Holzmedaille. Erst am folgenden Tag konnte ich mich über das eigentlich fantastische Ergebnis freuen.
Sebastian Golz