Das ostdeutsche Traditionsrennen - wo erzgebirgische Holzschnitzkunst und feinster Mountainbikesport kollidieren.
Wir alle hatten uns schon lange auf dieses Wochenende vorbereitet. Die Einen packten neben Zelt und Speisen noch die Rassel samt Photoapparat zusammen, und die Andere beschworen in nächtlichen Wachphasen noch einmal ihre Oberschenkelmuskulatur. Irgendwie wussten alle, dass es wieder der Saisonhöhepunkt werden wird, über den schon lange im Vorfeld gewispert wurde. Eins Vorab: Bereits die Woche zuvor konnte ich fragen wen ich wollte, alle stapelten tief und dachten sie wären nicht zu 100 % fit. Als ich dann nach ca. 5h 15 min am Sonntag ins Ziel kam und alle Kumpels schon das zweite Bier leerten bemerkte ich meine Naivität, wie ich sie schon aus Schulzeiten kannte. Doch eins nach dem Anderen. Das ganze Wochenende war für alle von uns wieder einmal was ganz besonderes. In unseren Träumen hätten wir es uns nicht besser ausmalen können. Jens bekam den Preis für das schönste vierrädrige Gefährt, Lutz unsere Anerkennung für die praktische Zeltplatzfußbodenheizung, Martin die Fanurkunde für spannendste Renndramatik, Emma von allen ein Küsschen zum schnellen Einschlafen, Stefan die Medaille für den erfolgreichsten Erststarter, die beiden Claudias ein dickes Kompliment für die tollen Photos, Nadine die dritte Schulterklappe für ihre ablenkungsfreie Zählkunst, Basti den Antizeltorden und Corina den Nobelpreis für Ihre umfassende Patientenbetreuung, für die ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken möchte. Pünktlich um 9:00 Uhr hieß es wieder „it’s Racetime“. Thomas N. führte das Feld hinter dem namenslosen Mann im Crossmotorrad wie die Jahre zuvor in ehrenhafter Manier in die erste Runde und von fern kamen die ersten Sonnenstrahlen über den Schwartenberg. In der Einführungsrunde wandelten sich Freunde zu Feinden. Der letzte der am Horizont verschwand war Martin, den ich gerade noch „Glück Auf“ mit auf den Weg geben konnte. Danach verblasste mein Umfeld. Ich begab mich auf 5h Grenzerfahrung wie man sie nur selten erlebt. Die anspruchsvolle Strecke mit ihren vielen Trails, das sonnige Wetter und die begeisterte Zuschauerkulisse trugen Ihren Teil dazu bei. Das ganze Rennen samt Verpflegung hatte ich mir bereits in Gedanken eingeteilt. Die Devise war, nur keine Zeit sinnlos irgendwo verlieren. Das Optimum aus dem semifitten Körper rausholen und bloß keinen technischen Defekt erleiden. Ich wollte zum zehnjährigen Jubiläum meinem schon langsam in die Jahre gekommenen Rocky noch mal zeigen für was es gebaut wurde und nebenbei fehlte da immer noch die Kappe der „Großen“ an meinem Rad. Als die Sonne zunehmend in Richtung Zenit rückte kämpfte ich mich mit mehr als 1000 anderen Mountainbikeversessenen durch erzgebirgisches Unterholz. Das Gehirn hatte ich aus Energiespargründen schon längst abgeschaltet, was ich besonders bergab merkte. Ich wusste, dass ich noch nie so konstant schnell Radgefahren bin. Aber alle um mich herum waren mindestens genauso gut drauf. Mit zunehmender Renndistanz ertappe ich mich, Freundschaften mit Weggefährten schließen zu wollen, um die Schmerzen teilen zu können. Schnell wurde klar, dass die Top 100 für mich wieder einmal ein Traum waren, der mich nächstes Jahr wieder in die Stadt der Schnitzkunst führen wird.Zu gleicher Zeit passierten vor den Augen unserer zahlreichen Fans für unseren Verein weitere wichtige Ereignisse, die mir nach Zielankunft sogleich berichtet wurden. Martin jagte in der Form seines Lebens durchs Feld. Einen nach dem anderen knöpfte sich unser Langstreckenathlet vor und landete im Ziel auf einem hervorragenden 48. Platz. Auf Basti war wie jedes Jahr zu 100% Verlass. Fast wären beide zusammen über die Ziellinie geschwebt. Unsere Zuschauer waren von diesem packenden Rennen sehr begeistert. Stefan und Jens hatten sich für die kurze Distanz entschieden. Unter den anderen Radbegeisterten hatte auch Sie die Spaßdroge ergriffen. Mit einen breiten Grinsen und etwas Wehmut über das schnelle Ende fuhren beide gegen 11:30 Uhr ins Ziel. Ich hoffe sie werden im nächsten Jahr zwei Runden Grenzerfahrung buchen. Ich musste mich ab Runde drei etwas quälen. Doch die Ehre dreimal den Alp`de Wettin im Spalier der Fans erklimmen zu dürfen, ließen diese physischen Strapazen nichtig erscheinen. Ich freute mich nach zweijähriger Abstinenz wieder wie vor zehn Jahren zum ersten Mal zu finishen. Ich wusste ich hatte alles gegeben und ne Menge Adrenalin erzeugt, als ich mit Platz 116 durchs Ziel fuhr. Zum Abschluss von meiner Seite noch eine Bemerkung an alle die mich kennen. Kommt nächstes Jahr in Scharen und teilt mit uns diese einmaligen Eindrücke. Und hoffentlich wird einer von Euch nächstes Jahr hinter mir ins Ziel kommen. Das nehme ich mir vor.Stefan alias „shadowfax“
Die nackten Zahlen.
Martin Oswald Platz 48 Zeit: 4:47:06
Sebastian Golz Platz 57 Zeit: 4:48:49
Stefan Oswald Platz 116 Zeit: 5:14:35
Stefan Ebert 45 km Zeit: 2:32:05
Jens Kießling 45 km Zeit: 2:26:08
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